Freitag, 11. November 2016

Lassen

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Lebenskraft: die Samen der Karde keimen in der trockenen Samenhülse

In meinem Umkreis ist große Aufregung wegen der Wahl Trumps zum nächsten amerikanischen Präsidenten. Warum eigentlich? Na, ich weiß schon. Weil er schlechte Manieren hat und so extrem beleidigend aufgetreten ist. Ist da eine Hillary Clinton mit guter Kinderstube und der offenen Bereitschaft Krieg in aller Welt zu führen die bessere Wahl? Vielleicht hat sich unter Trump ja TTIP erledigt, vielleicht ist seine Sympathie für Putin gut für uns Europäer, die in den letzten Jahren den nächsten kalten Krieg heranziehen fühlten. Was seine dämlichen Sprüche angeht, er könne jede Frau an die Muschi fassen, da er viel Knete hat...Großes Geschrei in den Medien: so einer kann nicht Präsident sein. Ach ja? Mir fällt da Bill Clinton ein, der sich während seiner Präsidentenzeit von einer bedauernswerten Praktikantin einen hat blasen lassen und dann behauptete, er habe keinen Sex mit dieser Frau gehabt. Ihn unterschied in dieser Angelegenheit von Trump nur, daß er nicht damit geprahlt sondern einfach gemacht bzw. machen lassen hat. Und Präsident konnte er danach auch noch sein.

Vor ein paar Tagen erzählte mir einer meiner afghanischen Schüler, er habe am Montag einen Anhörungstermin beim BAMF in Kiel. Den ganzen Tag dachte ich darüber nach, wie ich mir am Montag Zeit verschaffen könne, um ihn dahin zu begleiten und durch meine Anwesenheit zu unterstützen. Abends wusste ich dann, daß ich es sein lasse.
Das Wort "lassen" steht auf der kleinen Tafel im Flur. Ich lasse es noch eine Weile als Erinnerung stehen, denn Lassen gehört bisher nicht zu meinen Stärken.
Heute Morgen sah ich in den weiten blauen Morgenhimmel, während ich mit meinem Kaffee im Garten saß. Ein hoch oben segelnder Seeadler fing meinen Blick ein, ein Rabenpaar zog mit sonoren Rufen über den Himmel; als ich meinen Fokus änderte, konnte ich die sogenannten Kreiselwellen sehen (das sind diese hellen Lichtfünkchen, die an klaren Tagen in der Luft gesehen werden können und die Wilhelm Reich als energetische bzw. Orgon-Phänomene bezeichnet hat). Ich freute mich über meine deutliche Wahrnehmung und erkannte mal wieder, daß sie mir nur dann möglich sind, wenn ich mir Ruhe gönne. Mir fiel auch ein, daß ich in den ersten Jahren nach der Trennung von J. eine sehr offene Wahrnehmung hatte, als habe der Schmerz etwas in mir aufgebrochen: alles erschien neu, nichts musste eingeordnet und erklärt werden. In dieser Zeit habe ich häufiger als jetzt Dinge voraussehen können und hatte prophetische Träume. Grundsätzlich glaube ich, daß sowas zu unseren menschlichen Möglichkeiten gehört, daß wir aber mit unserem ständigen Tun und unserer Gewohnheit, alles gleich verstandesmäßig einzuordnen, uns dicht machen für die feinen Schwingungen, die uns umgeben.
In einem schönen Text im We'Moon-Kalender heißt es, daß der Schleier zwischen den Welten nicht nur an Allerheiligen besonders dünn ist, sondern immer. Es liegt an uns, ob wir uns die Ruhe einräumen hindurch zu schauen.
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